Wohin entwickeln sich Klimafinanzierungen?

Es ist mittlerweile bekannt, dass Billionen von Dollar an Finanzmitteln benötigt werden, um den Klimawandel zu bekämpfen, aber trotz der Versprechungen bleibt die Übergangsfinanzierung ein vage definiertes Konzept. Die Debatten über die Übergangsfinanzierung, können eine schnelle und effiziente Kapitalbereitstellung für den Weg zu Net Zero blockieren. Dies kann die Finanzierung nationaler und/oder unternehmerischer Transitionspläne, die Skalierung aufkommender sauberer Technologien, die Energiewende, oder die Umstellung schwer zu reduzierender oder stark emittierender Sektoren umfassen – all dies unterstreicht, was als „Übergangsaktivitäten“ betrachtet werden könnte.

Übergangsfinanzierung Heute

Bei der COP29, wird die Bereitstellung von Privatkapital eine entscheidende Rolle spielen. Der Schwerpunkt wird jedoch auf der Klimafinanzierung liegen, sowohl auf öffentlicher als auch auf privater Seite, um Maßnahmen zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, oft in Bezug auf die Energiewende. Die Übergangsfinanzierung kann jedoch auch als Kapitalbereitstellung zur Finanzierung des gesamtwirtschaftlichen Übergangs zu Net Zero bis 2050 verstanden werden. In der Praxis gibt es allerdings keine einheitliche Definition, wie die folgenden Beispiele zeigen:

  • Die OECD definiert Übergangsfinanzierung als „Finanzierung, die von Unternehmen zur Umsetzung ihrer Net Zero Transition aufgenommen oder eingesetzt wird“.
  • Die Initiative zur Übergangsfinanzierung des Weltwirtschaftsforums hat das Ziel, die Einführung von Technologien in der Frühphase zu unterstützen, die für den Net Zero Übergang in schwer zu reduzierenden Sektoren wie Stahl, Zement und Aluminium wichtig sind.
  • Die International Capital Markets Association (ICMA) hat ein „Climate Transition Finance Handbook“ als Leitfaden für Emittenten an den Kapitalmärkten veröffentlicht, in welchem Übergangsfinanzierung als Label für grüne, nachhaltige oder nachhaltige Finanzierungen positioniert wird, um die Strategie von Emittenten zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Übereinstimmung mit den Zielen des Pariser Abkommens zu ermöglichen.
  • Die britische Regierung verweist in ihrem „Transition Finance Market Review“ auf „die Finanzströme, Produkte und Dienstleistungen, die einen gesamtwirtschaftlichen Weg zu Net Zero im Einklang mit dem Pariser Abkommen ermöglichen.“

Die Frage ist: Was ist richtig? Ist die Übergangsfinanzierung eine Art der Finanzierung für schwer zu reduzierende oder emissionsstarke Sektoren? Ist sie nur für Unternehmen oder auch für andere Emittenten, Kreditnehmer:innen und Interessengruppen? Ist die Übergangsfinanzierung überhaupt eine eigenständige Kategorie oder ist sie ein Label, wie die ICMA sie positioniert hat? Muss sie speziell an einen Weg, eine Strategie oder einen Übergangsplan geknüpft werden? Die einzigen konsistenten Elemente dieser Definitionen sind das Ziel von Net Zero und 1,5 Grad.

Der Finanzsektor schätzt Definitionen und die Mobilisierung von Finanzmitteln beruht in gewissem Maße darauf, dem Markt Transparenz zu bieten. Die branchenweite Unklarheit setzt die Finanzierung dem Risiko aus, das Mark Carney, UN-Sondergesandter für Klimaschutz und Finanzen, als „50 Shades of Green“ bezeichnet hat. Die Vielzahl von vage definierten oder inkonsistenten Interpretationen dessen, ermöglicht auch das sogenannte „Transition Washing“, bei dem Kapital, oft unbeabsichtigt, für Aktivitäten eingesetzt wird, die wenig Wirkung zeigen und in einigen Fällen sogar dem Weg zu Net Zero aktiv schaden.

Diese Definitionsdebatten verkomplizieren auch die Bemühungen von Marktteilnehmern wie Kreditgeber:innen, Investor:innen, Emittenten und Regulierungsbehörden, die Schwierigkeiten haben zu verstehen, wie die Grenzen von Übergangsfinanzierungsaktivitäten klar definiert werden können und wie sich diese von bereits bestehenden nachhaltigen Finanzierungen unterscheiden. Ebenso stellt diese Unsicherheit eine große Herausforderung für Kreditgeber:innen und Investor:innen dar, die den Übergang unterstützen wollen, aber unsicher sind, wie sie ihre Finanzmittel am besten einsetzen können, um wirkungsvolle Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Bei der letzten Ausgabe der Climate Week New York im September 2024 stand die Finanzierung für den Weg zu Net Zero im Mittelpunkt, insbesondere im Zusammenhang mit den laufenden NCQG-Verhandlungen. Die Diskussionen waren ein klarer Aufruf zum Handeln an die Weltgemeinschaft und betonten die dringende Notwendigkeit des Kapitaleinsatzes zur Emissionsreduktion in Sektoren, die nur schwer zu dekarbonisieren sind. Besonderes Augenmerk wurde auf die Übergangsfinanzierung in Schwellenländern gelegt, wobei betont wurde, dass ein Kapitalzufluss allein nicht ausreicht. Was benötigt wird, ist eine hochwertige Finanzierung mit klarem und zeitnahem Zugang für die Realwirtschaft, um eine maximale Klimawirkung zu erzielen. Die Botschaft war klar: Sofortige Klimaschutzmaßnahmen sind notwendig, und es ist keine Option, auf eine perfekte Definition zu warten.

Ein flexibles Verständnis der Transition kann Klimaschutzmaßnahmen antreiben

Die entscheidende Herausforderung für die Übergangsfinanzierung bleibt das Fehlen übergreifender, international anerkannter Richtlinien oder Standards, die klar definieren, was ein Übergang ist und was genau legitime Übergangsaktivitäten im Detail ausmacht.

Leider sind die Auswirkungen fehlenden Definition deutlich – ein Mangel an Kapitalbereitstellung für den Übergang, insbesondere in Sektoren, in denen die Reduzierung schwierig ist. Am Beispiel der nachhaltigen Fremdkapitalmärkte hat die Climate Bonds Initiative ab 2023 ein kumuliertes Emissionsvolumen von 5,5 Billionen US-Dollar ermittelt. Hauptsächlich grüne Anleihen, aber mit einem deutlichen Wachstum bei der Emission von Anleihen, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind. Während die Mengen in den letzten Jahren etwas stagnierten, war die erste Hälfte des Jahres 2024 mit einem Emissionsvolumen von über 800 Milliarden US-Dollar auf Rekordkurs, und es wird erwartet, dass dies ein Rekordjahr für GSS+-Anleihen wird. Übergangsanleihen machen jedoch mit 15,5 Milliarden US-Dollar nur einen kleinen Teil dieser Summe aus, wobei 90% von Japans Emissionen im Rahmen seines „Climate Transition Bond Framework“ dominiert werden.

Allerdings ist die Mehrdeutigkeit der Definition vielleicht nicht so problematisch. Tatsächlich wird es für langfristige Maßnahmen entscheidender sein, über eine Definition auf allgemeiner Ebene hinauszugehen und rechtliche, sektorale und fallbezogene Abstufungen zuzulassen. Eine solche Flexibilität ermöglicht die Anpassung an lokale Gegebenheiten und fördert die Entwicklung individueller Lösungen. Eine zu starre Definition von Übergangsfinanzierung könnte das Marktwachstum hemmen und Innovationen im sich wandelnden wissenschaftlichen und technologischen Kontext behindern, statt sie zu fördern.

Flexibilität und Abstufungen sind besonders für Sektoren, oder Länder mit unterschiedlichen technologischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten relevant. Im globalen Norden kann sich die Übergangsfinanzierung beispielsweise auf die Emissionsreduktion in der Schwermetallindustrie durch Integration und Elektrifizierung erneuerbarer Energien konzentrieren. Diese Region verfügt über finanzielle und technologische Infrastruktur, um ehrgeizige Technologien zur Emissionsreduktion schnell umzusetzen. Hierbei kann zum Beispiel die Übergangsfinanzierung Innovationen zur Wasserstoffproduktion und der CO₂-Abscheidung und -Speicherung unterstützen.

Im Gegensatz dazu könnte der globale Süden eher schrittweise Übergänge benötigen, um technologische oder finanzielle Einschränkungen zu kompensieren. Hier könnte sich die Übergangsfinanzierung auf stetige Integration von saubereren Energiealternativen konzentrieren, um den Markt- und Rahmenbedingungen gerecht zu werden. Die Kohleverstromung im globalen Süden ist ein Fallbeispiel dafür, dass trotz einer Konzentration technisch vermeidbarer Emissionen der mögliche Transformationspfad durch die Gewährleistung der Entwicklungsergebnisse eingeschränkt wird. Zu diesen Faktoren gehören die Bereitstellung eines stabilen Zugangs zu Elektrizität, die Netzbereitschaft für die Integration erneuerbarer Ersatzquellen und die Bewältigung von negativen sozioökonomischen Auswirkungen. Technische Hilfe, ist ein entscheidendes Element der Unterstützung, welche Initiativen wie der Coal Asset Transition Accelerator (CATA) durch ihre Arbeit weltweit zu leisten versuchen. Letztendlich ermöglicht eine flexible, anpassungsfähige Definition Lösungen, die sowohl die Ziele zur Emissionsreduktion als auch unterschiedliche Bedürfnisse einzelner Länder in Einklang bringen.

Skalierung der Übergangsfinanzierung durch bestehende Mechanismen und Transitionspläne

Die Kredit- und Fremdkapitalmärkte haben sich als entscheidender Innovationsbereich von nachhaltiger Finanzierung erwiesen, sei es im Bereich Green Finance, Sustainability-Linked Finance oder Transition Finance. Marktteilnehmer haben sich zusammengeschlossen, um zuverlässige und robuste Finanzierungsstrukturen zu entwickeln, welche auf internationalen Standards und Leitlinien basieren.

Während sogenannte „Transition“-Anleihen als diejenigen gelten, die der Übergangsfinanzierung am nächsten kommen, hat ICMA festgestellt, dass diese nur 0,4% des Marktes ausmachen. Andere Finanzinstrumente, wie grüne, nachhaltige und an die Nachhaltigkeit gebundene Anleihen (GSS+-Anleihen), bieten weitere Potenziale für die Übergangsfinanzierung. Schwer auf Nachhaltigkeit ausrichtbare Branchen wie Chemie, Metall, Bergbau, Fluggesellschaften, Zement, Stahl und Schifffahrt haben bisher GSS+-Anleihen im Wert von 71 Milliarden US-Dollar ausgegeben, und somit nur 2% des gesamten Marktkapitals für grüne und nachhaltige Anleihen. Der Anteil nachhaltigkeitsgebundener Anleihen ist mit 20% zwar größer, aber entspricht nur einer Finanzierungssumme von 38 Milliarden US-Dollar, was weit hinter dem liegt, was der Markt erreichen muss, um die Ambitionen der NCQG zu erreichen.

Der Markt für GSS+-Anleihen zur Übergangsfinanzierung bietet großes Wachstumspotenzial. Nachhaltigkeitsgebundene Anleihen, besonders aus emissionsintensiven Sektoren, müssten ihr aktuelles Volumen von 246 Milliarden US-Dollar deutlich überschreiten. Auch bei Anleihen zur zweckgebundenen Mittelverwendung gibt es Spielraum, da erhebliche Investitionen für Emissionsreduktionen in schwierigen Branchen erforderlich sind und Übergangsvermögen gezielt förderfähig gekennzeichnet werden könnte.

Aufbauend auf der Arbeit der Transition Plan Taskforce, die nun an die IFRS-Stiftung übergeben wurde, zur Entwicklung von globalen Standards, umfasst dies auch Finanzplanungen und die Ansätze von CAPEX und OPEX, die für die Umgestaltung von Geschäftsmodellen notwendig sind. Es wird erwartet, dass Transitionspläne, die über die entsprechenden finanziellen Strukturen verfügen, eine treibende Wirkung haben, indem sie das Vertrauen von Investor:innen stärken und die derzeitigen Hindernisse für die Übergangsfinanzierung beseitigen. Solche Pläne bieten klare Meilensteine, strukturierte Verwaltung und Offenlegung, welche das wie, wann und warum des Weges von Net Zero definieren.

Gestrandete Vermögenswerte und das Risiko von Carbon Lock-In

Eine Frage, die in den Definitionsdebatten um die Übergangsfinanzierung immer wieder auftaucht, betrifft die gestrandeten Vermögenswerte. Wenn wir die Übergangsfinanzierung so definieren, dass sie die Sektoren mit hohen oder schwer zu reduzierenden Emissionen unterstützt, wie stellt der Finanzsektor dann sicher, dass er keinen inakzeptablen Risiken ausgesetzt ist, weder finanziellen noch im Zusammenhang mit Emissionen?

Das vielleicht prägnanteste Beispiel für diese Dynamik ist der Kohleausstieg. Die Umstellung von Kohlekraftwerken auf erneuerbare Alternativen ist eine dringende und wirkungsvolle Maßnahme. Neuere Kohlekraftwerke mit einer langen Restbetriebsdauer und folglich oft hohen Schulden, die noch getilgt werden müssen, und abgeschlossenen Stromabnahmeverträgen (PPAs) benötigen finanzielle Unterstützung, um vorzeitig stillgelegt zu werden.

In Asien, wo 77% der weltweit installierten Kapazität an Kohlekraftwerken angesiedelt sind, liegt das Durchschnittsalter eines Kohlekraftwerks bei etwa 12 Jahren (bei einer Gesamtbetriebsdauer von etwa 40 bis 50 Jahren), was bedeutet, dass es Hunderte neuerer Kohlekraftwerke gibt, die für den Übergang finanzielle Unterstützung benötigen. Der weltweite Vorstoß, Investitionen an Nachhaltigkeitskriterien, -metriken und -taxonomien auszurichten, die Braunkohleanlagen explizit ausschließen, führt jedoch dazu, dass nachhaltige Finanzakteure zögern, sich an der Finanzierung des Kohleausstiegs zu beteiligen, obwohl dies erhebliche positive Folgen hätte.

 

Tatsächlich sind Finanzinstitute diesen Risiken bereits ausgesetzt. Hierbei sind regulatorische Eigenkapitalanforderungen, die Finanzinstitute dazu zwingen, hochwertige liquide Vermögenswerte in ihren Finanzbüchern zu halten, ein besonderes Problem. Dies gilt insbesondere für Schwellenländer mit begrenzten Kapitalmärkten. Der Kompromiss besteht darin, dass es nur begrenzte hochwertige liquide Vermögenswerte gibt, hauptsächlich Staatsanleihen, andere Finanzinstitute oder Versorgungsunternehmen. Diese Unternehmen verfügen, über viele neue Kohleanlage mit einer noch langen Nutzungsdauer. In diesem Fall kann die Übergangsfinanzierung mit den antreibenden Kräften ins Spiel kommen.

Mit Blick auf COP29 und darüber hinaus

Die COP29 wird als „Finanz-COP“ bezeichnet, und noch nie war es für eine COP so dringend, öffentliche und private Finanzen in den Mittelpunkt ihrer Agenda zu stellen. Carbon Trust erwartet, dass sich die bereits laufenden Verhandlungen auf Folgendes konzentrieren werden:

  • Vereinbarung eines neuen globalen Klimafinanzierungsziels durch das New Collective Quantified Goal (NCQG), in dem Umfang, Quellen und Verteilung der Finanzmittel festgelegt werden, die ab 2025 weltweit zur Unterstützung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel benötigt werden.
  • Festlegung der Struktur für internationale CO₂-Märkte nach den Vorverhandlungen zur COP in Baku, bei denen nach dem Patt bei der COP28 wichtige Fragen zur CO₂-Kompensation und zu den Methoden der Kreditmechanismen geklärt wurden.
  • Erneute Ambitionen und technische Unterstützung für die Revision der national festgelegten Beiträge, die im Februar 2025 fällig sind, einschließlich der Beseitigung der finanziellen und technischen Hindernisse, welche Entwicklungsländer daran hindern, ehrgeizigere Klimaschutzziele festzulegen und zu erreichen.

Die Übergangsfinanzierung wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, Länder und Unternehmen weltweit zu befähigen, ihre klimapolitischen Verpflichtungen zu erfüllen. Trotz anhaltender Definitionsdebatten müssen der öffentliche und der private Sektor jetzt handeln, um das transformative Potenzial der Übergangsfinanzierung zu nutzen und es auf die dringende Bewältigung der Klimakrise auszurichten. Die Empfehlungen der „Transition Finance Market Review“ kommen zu einem entscheidenen Zeitpunkt und sind, auch wenn es eine gewisse kontextuelle Voreingenommenheit gegenüber dem Vereinigten Königreich geben mag, ein reproduzierbares Beispiel für praktisches Denken mit Blick auf schnelles Handeln.

Nun müssen Regierungen und Regulierungsbehörden, Unternehmen und der Finanzsektor bestehende und innovative Finanzlösungen nutzen und Übergangsfinanzierungen vorantreiben, statt sich in Debatten über eine globale Definition zu verlieren.