Stahl-, Eisen- und Aluminiumimporte gehören zu den ersten Waren, die dem CBAM-Mechanismus der EU unterliegen (siehe unser CBAM Briefing). Diese emissionsintensiven Materialien sind für die Industrie in der EU von großer Bedeutung, sei es für den Automobilsektor, das Baugewerbe oder IKT. Im Jahr 2022 beliefen sich die Eisen- und Stahlimporte auf insgesamt 60 Milliarden US Dollar (55 Milliarden Euro) und die Aluminiumimporte auf über 40 Milliarden US Dollar (37 Milliarden Euro). Gleichzeitig sind Stahl, Eisen und Aluminium für den grünen Wandel der EU und die Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft von entscheidender Bedeutung. Unter anderem für die Infrastruktur im Bereich erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge und Ladestationen.
Die EU führt den weltweit ersten CO₂-Zoll ein. Sind Sie auf diese Maßnahme vorbereitet? Hier erfahren Sie, wie sich der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) auf Unternehmen in ganz Europa auswirken wird, die Stahl, Eisen und Aluminium in die EU importieren oder exportieren.
Welche Industrien werden betroffen sein?
CBAM wird Auswirkungen auf Unternehmen in zahlreichen Industrien haben, die bestimmte Metalle und Waren in die EU im- und exportieren. Zu den Branchen, in denen Stahl, Eisen und Aluminium von außerhalb der EU bezogen werden, gehören beispielsweise:
Bauwesen: Ein Bauunternehmen in Österreich, das bei Projekten hauptsächlich Eisen und Stahl verwendet und diese aufgrund des hohen Bedarfs importiert.
IKT: Ein französischer Elektronikhersteller, der Aluminium für dessen Leiterplatten importiert, die für LED-Beleuchtungen wichtig sind.
Automobilindustrie: Ein deutscher Autohersteller, der Aluminium aus den VAE importiert, um es aufgrund des geringen Gewichts in der Autoproduktion zu verwenden.
Energie: Ein dänischer Entwickler von Offshore-Windenergie, der bei der Produktion von Windturbinen und deren Fundamenten überwiegend importiertes Eisen und Stahl verwendet.
Bergbau; Ein globales Bergbauunternehmen, das in Polen tätig ist und Stahl für Bergbauausrüstung importiert.
Wie wird sich CBAM auf Unternehmen in der EU auswirken, die Waren von außerhalb importieren?
Allein an Stahl hat die EU im Jahr 2022 28,9 Millionen Tonnen importiert, wobei Italien, Belgien, Deutschland, die Niederlande und Spanien die größten Importeure waren. Im Jahr 2023 stammten 54% des Aluminiums in der EU aus Nettoimporten, während nur 7% aus der Eigenproduktion innerhalb der EU stammten. Die Niederlande und Deutschland gehören zu den größten Importeuren des Metalls.
Um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, erhebt CBAM Kosten auf Emissionen für Unternehmen, die Waren von außerhalb der EU importieren. Diese sind vergleichbar mit denen, welche die Kosten für Emissionen bereits im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems (ETS) bezahlen. CBAM ist daher in erster Linie ein CO₂-Zoll. Als Importeur können Sie mit folgenden Auswirkungen konfrontiert sein:
DIE KOSTEN VON CBAM-ZERTIFIKATEN
Beispiel: Ein Importeur von Stahlprodukten, der aus einem Land außerhalb der EU ohne CO₂-Bepreisung stammt, muss CBAM-Zertifikate auf der Grundlage der mit der Stahlproduktion verbundenen Emissionen kaufen. Die Europäischen Zentralbank kündigte an, dass bis 2030 der CO2-Preis in der EU voraussichtlich auf 140€/tCO₂e steigen wird.
ABGEDECKTE KOSTEN, WIE STEIGENDE PREISE FÜR ROHSTOFFE
Beispiel: Ein Autohersteller bezieht Stahl von einem lokalen Lieferanten, der diesen aus einem Land außerhalb der EU importiert. Der Lieferant erhöht die Stahlpreise, um die Kosten für CBAM-Zertifikate zu decken, wodurch wiederum die Rohstoffkosten für den Autohersteller steigen. Dies könnte sich dann in den Verbraucherpreisen widerspiegeln.
UNTERBRECHUNGEN DER LIEFERKETTE
Beispiel: Ein Unternehmen, das aus einem Land außerhalb der EU beliefert wird, kann den Lieferanten wechseln, sollte es Schwierigkeiten geben, von seinem bisherigen Lieferanten präzise Emissionsdaten für die Berichterstattung zu erhalten. Während eine solche Beziehung gerade erst aufgebaut wird, kann eine Unterbrechung der Lieferkette die Lieferzeiten beeinträchtigen.
Unternehmen, die Waren in die EU importieren, müssen das finanzielle Risiko von CBAM quantifizieren und die Vor- und Nachteile von Produktionsstandorten abwägen. Importeure müssen auch die Vor- und Nachteile der Wahl von Lieferanten mit niedrigen Emissionen außerhalb der EU oder einer möglichen Verlagerung der Produktion in die EU abwägen.
Als Importeur kann Ihnen CBAM dabei helfen:
- Verantwortung für die durch Ihre Produkte verursachten Emissionen zu übernehmen und eine kostensparende Strategie zur Emissionsreduktion oder für emissionsärmere Produkte zu erstellen.
- Das Risiko zu quantifizieren, falls Sie keine Maßnahmen zur Emissionsreduktion in Ihrer Lieferkette ergreifen, indem ein CO₂-Preis festgelegt wird.
- Die Beziehungen zu Lieferanten zu verbessern. Dies ist eine Möglichkeit, effiziente und kollaborative Lieferketten aufzubauen, da Sie enger zusammenarbeiten müssen.
- Emissionsarme Alternativen bei Ihren Lieferanten zu bewerben.
Wie wirkt sich CBAM auf Unternehmen aus, die Eisen, Stahl und Aluminium in die EU exportieren?
Europäische Länder, außerhalb der EU, exportierten 2023 mehr als 7,1 Millionen Tonnen Eisen und Stahl in die EU. Während Importeure die CBAM-Steuer zahlen, sind auch Lieferanten betroffen:
DATENERHEBUNG
Unternehmen, die in die EU liefern, müssen mit höheren Anforderungen an Transparenz von Emissionen rechnen. Lieferanten müssen Verfahren zur Datenerfassung einrichten, was zu weiteren Zeit- und Personalkosten führt.
Beispiel: Ein Eisen- und Stahlhersteller aus einem Land außerhalb der EU, der Waren in die EU exportiert, muss seinen Kunden die erforderlichen Informationen über die in seinen Produkten enthaltenen Emissionen zur Verfügung stellen. Dies erfordert eine verstärkte Überwachung auf Installationsebene.
DRUCK ZUR INNOVATION UND INVESTITION IN NACHHALTIGKEIT
EU-Kunden können sich von Produkten mit hohen Emissionen abwenden. Die damit verbundenen Kosten werden von den Lieferanten getragen, indem sie zu Innovationen in neue Technologien, Prozesse und Zertifizierungen für erneuerbare Energien zu investieren angeregt werden.
Beispiel: Ein Unternehmen in der EU kann Anforderungen festlegen, um seine Lieferanten dazu zu veranlassen, Emissionen zu reduzieren und mehr Produkte mit geringem CO₂-Ausstoß zu entwickeln.
WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Lieferanten, die emissionsärmere Produkte anbieten, werden einen erheblichen Vorteil erlangen, da EU-Kunden versuchen, ihre Ausgaben zu senken. Wenn Exporteure keine nachhaltigen Praktiken anwenden oder die Emissionen ihrer Produkte nicht offenlegen, könnten sie den Anschluss verlieren.
Beispiel: Ein Aluminiumhersteller von außerhalb der EU verliert eine Ausschreibung eines ehemaligen Kunden in Deutschland, da ein Konkurrent seine Emissionen reduziert hat und der Kunde in Deutschland das gleiche Produkt mit weniger CBAM-Zertifikaten erwerben kann.
Als Exporteur kann Ihnen CBAM dabei helfen:
- Neue Marktchancen zu schaffen, durch emissionsärmere Produkte und Dienstleistungen.
- Einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen, die in die EU liefern, zu erlangen, indem Sie eine verifizierte Klimabilanz für Ihre Produkte vorweisen können. Auf diese Weise behalten Sie den Zugang zum EU-Binnenmarkt, einer der größten der Welt, was Ihrem Unternehmen enorme Vorteile bietet.
- Bessere Kundenbeziehungen, längerfristige Verträge und eine stabile Lieferkette aufzubauen, da Kunden mit Sitz in der EU mit Ihnen kooperieren möchten.
Worüber muss berichtet werden?
Die Berichtspflicht für Eisen, Stahl und Aluminium liegt bei Importeuren mit Sitz in der EU und nicht bei ihren Exporteuren. Zu Berichtszwecken benötigen Importeure jedoch von ihren Lieferanten Zugang zu den Emissionsdaten der von ihnen gekauften Produkte. Importeure werden diese Waren und die darin enthaltenen Emissionen über ein Online-System auf der Website der Europäischen Kommission deklarieren. Bei der Einreichung von Berichtsdaten muss der Importeur oder ein benannter Zollbeamter:
- Die Menge des eingeführten Materials angeben.
- Die in den Importen enthaltenen Emissionen in CO2e angeben, was Kohlendioxid-Äquivalenten entspricht.
- Ab 2026: die entsprechende Anzahl von CBAM-Zertifikaten erwerben und prüfen, ob die Waren im Produktions- oder Erwerbsland mit einem CO₂-Preis für versehen sind. In diesem Fall muss der im Herkunftsland gezahlte CO₂-Preis angegeben werden, um eine doppelte Erhebung zu vermeiden.
CBAM begünstigt Berichte mit konkreten Werten, d.h. als Importeur sollten Sie Emissionsdaten direkt von Ihrem Lieferanten priorisieren. Es können jedoch auch Richtwerte verwendet werden. Dies sind geschätzte Werte, wenn keine tatsächlichen Primärdaten zur Quantifizierung der in einem Produkt enthaltenen Emissionen verfügbar sind. Diese Richtwerte sollten weniger als 20% der Emissionen komplexer Güter ausmachen. Es ist daher wichtig zu verstehen, wie diese Richtwerte aussehen, die von der Kommission regelmäßig aktualisiert werden.
Hierbei ist zu beachten, dass sich CBAM derzeit in der Übergangsphase befindet, die bis Ende 2025 andauert. Importeure müssen die Emissionen von „einfachen Waren“ (simple goods) wie Stahlbrammen oder Aluminiumlegierungen angeben. Nur die Emissionen müssen angegeben werden, die direkt mit der Produktion der einfachen Ware und ihrem Energieeinsatz zusammenhängen.
Ein Meldepflichtiger, der beispielsweise Stahlbleche aus Japan importiert, wird die direkten und energiebezogenen Emissionen im Zusammenhang mit der Herstellung des Stahls melden.
Beispiel: Einfache Güter, Eisen und Stahl
Ab dem 1. Januar 2026 tritt CBAM vollständig in Kraft und der Kauf von CBAM-Zertifikaten beginnt. Zu diesem Zeitpunkt wird erwartet, dass Sie mehr Angaben zu Ihren Importen von Stahl, Eisen und Aluminium machen, einschließlich Produkten, die einer fortgeschrittenen Verarbeitung bedürfen, wie z. B. Motorblöcke. Wir von Carbon Trust werden diesen Beitrag aktualisieren, sobald weitere Informationen über die vollständige Umsetzung von CBAM veröffentlicht werden.
Wie Carbon Trust Sie unterstützen kann
Von den wirtschaftlichen Auswirkungen von CBAM bis zur Erfüllung Ihrer Verpflichtungen unterstützen wir Sie dabei, Ihr Team zu schulen, Lieferantendaten zu erheben, Emissionen zu erfassen und die Umsetzung von CBAM zu erleichtern. Exporteure unterstützen wir bei der Ermittlung der CO₂-Auswirkungen ihrer Produkte und bei der Minderung transitorischer Klimarisiken. So erfüllen Sie nicht nur die Datenanforderungen Ihrer Kunden, sondern schaffen auch neue Möglichkeiten zur Emissionsreduktion Ihrer Produkte und heben sich so von der Konkurrenz ab.