Unterstützung der Umsetzung disruptiver Innovationen

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Singapore skyline

Führende Unternehmen im Bereich CO2-Reduktion tun mehr als nur ihre eigenen Emissionen zu reduzieren, sie entwickeln Innovationen (einschließlich Technologien, Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen), die der Gesellschaft bei der Reduzierung von Emissionen (vermiedene Emissionen) helfen. Die disruptiven Innovationen, an denen sie arbeiten, sind kritische Elemente auf einem Netto-Null-Entwicklungspfad, und ihre Entwicklung wird immer wichtiger. 

Erst in dieser Woche kündigte Massamba Thioye1 im Auftrag der UNFCCC (Klimarahmenkonvention der UN) die Einrichtung eines internationalen Innovationszentrums an, um die Entwicklung von 100.000 solcher Innovationen zu identifizieren und zu unterstützen.

Die Net-Zero Compatible Innovations Initiative (NCI) konzentriert sich seit zwei Jahren auf diesen Bereich. Gegründet wurde sie von Mission Innovation (MI) – einer globalen Initiative vieler Regierungen, die an der Belebung und Beschleunigung globaler Innovationen im Bereich Clean Energy arbeitet. Die NCI zielt darauf ab, es für Regierungen, Unternehmen und Investoren einfacher zu machen, die nächste Generation von Innovatoren zu identifizieren, zu unterstützen und zu finanzieren, welche an Innovationen zur Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 °C arbeiten. Dabei sind Innovationen zur Vermeidung von Emissionen ein Schlüsselaspekt. Die NCI wurde von Schweden vorgeschlagen und in den MI Action Plan bei MI-3 (der dritten Verwaltungsabteilung von Mission-Innovation) aufgenommen. Die Arbeit wird von RISE (Forschungsinstitute von Schweden) geleitet und koordiniert, und der Carbon Trust bietet der Initiative methodische und andere Unterstützung.

Eintausend potenzielle Innovationen wurden geprüft und auf der Webseite der NCI dargestellt, und die Mitgliedsländer der MI nahmen diese Initiative bereitwillig an. Zum Beispiel wurden in Chile und Indien Inkubationszentren für Innovationen gegründet, um Unternehmen mit Innovationen im Nullemissionsbereich zu unterstützen und zu fördern. Schweden identifizierte bereits potenziell vermiedene Emissionen in Höhe von 1 Gt CO2/Jahr bis zum Jahr 2030 aus schwedischen Klimainnovationen.

Jedoch ist es äußerst wichtig, momentane und potenzielle Auswirkungen von Nullemissionsinnovationen auf eine solide und kohärente Art und Weise zu messen, zu prüfen und zu vergleichen, um Finanzierungen freizugeben und ihre Annahme zu beschleunigen. Deshalb wird die NCI durch ein Framework zur Emissionsvermeidung (Avoided Emissions Framework AEF) unterstützt, das ein Jahrzehnt der Arbeit an Methoden zur Überprüfung von vermiedenen Emissionen, um übergreifende Prinzipien und Anleitungen zu optimalen Verfahren bereitstellen zu können, zusammenbringt.  

Eine Zusammenfassung der Methodologie

Der Carbon Trust leitete die Entwicklung des Frameworks im Jahre 2018. Es legt eine klare Methodologie dar, um die vermiedenen Emissionen von existierenden oder zukünftigen Lösungen zu berechnen. Es basiert auf dem Vergleich der Treibhausgasemissionen aus einem Ausgangsszenario „Business as usual“ mit Emissionen aus einem Szenario, bei dem Lösungen angewendet werden, um die Emissionsreduzierung hervorzuheben, die durch die Anwendung einer solchen Lösung erreicht werden kann. 

Emissionen aus den folgenden vier Kategorien müssen bestimmt werden, um die vermiedenen Gesamtemissionen schätzen zu können:

  • Die Emissionen aus dem Grundszenario „Business as usual“: Emissionen aus einem Grundszenario, in dem die ermöglichende Lösung noch nicht angewendet wurde
  • Effekte der Ermöglichung oder „Enabling Effects“: vermiedene Emissionen, die durch Anwendung der Lösung hervorgerufen wurden
  • Direktemissionen der Lösung: Emissionen der ermöglichenden Lösung über ihren Lebenszyklus hinweg
  • Rebound-Effekte: An- und Abstiege der Grundemissionen, entweder direkt oder indirekt durch die Anwendung der Lösung ausgelöst

Erneuerungen im Framework

Ein aktualisiertes AEF wurde kürzlich beim MI-5 veröffentlicht – dem fünften Mission Innovation Ministerial Treffen in Saudi-Arabien. Es erweitert vorherige Versionen, indem es Beiträge und Kommentare von mehreren Mitgliedern aufnimmt und auf der Erfahrung aufbaut, die bei der Prüfung von vermiedenen Emissionen bei einer Reihe von Innovationen als Teil der NCI gewonnen wurde. 

Eine äußerst wichtige Aktualisierung ist die Erweiterung der Anleitung bezüglich der verschiedenen Attributions-/Allokationsansätze, die angewendet werden können, um vermiedene Emissionen zwischen unterschiedlichen, an der Verwendung einer möglichen Lösung beteiligten Technologien, effektiv einordnen zu können. 

Das Framework bietet einen Überblick zu den folgenden fünf Allokationsmethoden, hebt die Vor- und Nachteile jeder Methode hervor und stellt praktische Szenarien dar, bei denen sie angewendet werden könnten:

  • Doppelzählung akzeptieren
  • Zuordnung aller vermiedenen Emissionen zu einer grundlegenden Lösung
  • Gleichmäßige Zuordnung zwischen verschiedenen Elementen
  • Finanzielle Kosten oder Wertattribution
  • Konsens der Stakeholder

Die Aktualisierung enthält ebenfalls einen neuen Abschnitt zur Prüfung des Potenzials von vermiedenen Emissionen für zukünftige Innovationen auf verschiedenen Stufen der Technologieverfügbarkeit (TRLs). Die TRL einer Technologie dient als guter Indikator ihres Reifegrades, was wiederum Einsichten in mehrere Schlüsselfaktoren bietet, die Auswirkungen auf die Berechnungen der vermiedenen Emissionen haben können, was Folgendes einschließt:

  • Die Erfolgswahrscheinlichkeit der Technologie
  • Die Größenordnung und der Zeitpunkt erreichbarer Emissionsreduzierungen
  • Potenzielle Veränderungen bei der Entwicklung der Technologie, basierend auf der Prüfung von vermiedenen Emissionen
  • Überlegungen zu Datenqualität und Transparenz

Der Abschnitt untersucht die Auswirkungen der TRL einer Technologie auf all diese Faktoren und hebt die praktischen Implikationen für den anzuwendenden Berechnungsansatz hervor.

Zusätzlich zu diesen beiden Hauptaktualisierungen enthält das Framework nun Referenzen zu ISO GHG-bezogenen Standards und hebt hervor, wie die relevanten ISO- und GHG-Protokollstandards vom AEF abweichen. Der Anhang wurde ebenfalls erweitert, um zusätzliche Beispiele relevanter Initiativen aufzunehmen. 

Weitere Entwicklungen

Das AEF ist aktuell das umfassendste Anleitungsdokument zur Prüfung von vermiedenen Emissionen mit umfangreicher Bezugnahme auf andere damit verbundene Initiativen. Es wird laufend erweitert und angepasst, um sicherzustellen, dass es eine steigende Anzahl an emissionsvermeidenden Innovationen effektiv unterstützen kann.

Als Ausblick wird in Kürze eine weitere wertvolle Orientierungshilfe erwartet, die drei Studien umfasst, die sich mit der breiteren Anwendbarkeit des AEF auf andere Reporting Frameworks befassen. Sie werden behandeln, wie die Meldung und Prüfung von vermiedenen Emissionen innerhalb der „Task Force on Climate-related Financial Disclosures” (TCFD), der CDP und der „Nachhaltigen Finanzierung der EU”, von den innerhalb des AEF beschriebenen Prinzipien und Methoden profitieren könnten.

Ein Praxisleitfaden, der detailliertere Orientierung und Unterstützung für Stakeholder bietet, die mit der Prüfung von Innovationen betraut sind, wird bis zum Ende des Jahres 2020 entwickelt werden. Dieser wird ein Meldewerkzeug begleiten, um mehr Konsistenz bei der Prüfung von den bei der NCI eingereichten Innovationen zu bieten.

Zweifellos ist die wachsende Konzentration auf Lösungen zur Emissionsvermeidung ein wirklich positiver und notwendiger Schritt, wenn wir die Herausforderung des Klimawandels annehmen und die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen wollen. Das AEF, als Teil der NCI, hat das Potenzial, höhere Ebenen von Innovationen zu unterstützen, Wachstum zu ermöglichen und gleichzeitig neue Einnahmemöglichkeiten zu schaffen.

Was sind vermiedene Emissionen?

Das Gesamtkonzept vermiedener Emissionen besagt, dass eine Lösung (ein Produkt oder eine Dienstleistung) die gleiche Funktion mit signifikant weniger Treibhausgasemissionen (GHG) erfüllt. 

Beispiele hierfür sind Reinigungsmittel für niedrige Waschtemperaturen, Telefonkonferenzdienstleistungen, Geschäftsmodelle, die Transportemissionen reduzieren und Geräte, die eine signifikante Energieeffizienz bieten.

Die Methode der Messung von vermiedenen Emissionen ist es, ein Grundszenario ohne die ermöglichende Lösung mit einem Szenario zu vergleichen, das die ermöglichende Lösung nutzt, wobei das Grundszenario das Szenario „Business as usual“ (BAU) repräsentiert.

Der Carbon Trust befindet sich an derEntwicklungsspitze von Methoden zur Messung von vermiedenen Emissionen. Wir sind Autoren des Frameworks zur Emissionsvermeidung für „Mission Innovations Net Zero Compatible Innovations Initiative” und wir arbeiten mit einer ganzen Reihe internationaler Telekommunikationsunternehmen zusammen, um ihre vermiedenen Emissionen zu prüfen (beispielsweise AT&T, BT, Telefónica, Telia, Verizon, Vodafone).

Weiterführende Links

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