Mit smarter Kaufkraft den CO₂e-Fußabdruck unserer Smartphones senken

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Woman using smartphone on commute

Die globale Technologiebranche boomt. Im Jahr 2023 erzielte sie einen Umsatz von nahezu 1 Milliarde US Dollar. Das wachsende Elektroniksegment bietet Verbraucher:innen die Qual der Wahl. Der stetige Upgrade-Zyklus treibt die Nachfrage nach Computern, Smartphones, Spielkonsolen und Wearables kontinuierlich in die Höhe. 

Doch Verbraucher:innen werden sich zunehmend der Auswirkungen ihrer Entscheidungen bewusst, und die wachsende Zahl von Marktplätzen für gebrauchte und refurbished Elektronik zeigt, dass der Markt darauf reagiert. Wie kann die Branche Käufer:innen dabei unterstützen, Leistung, Preis und Umweltbewusstsein in Einklang zu bringen? 

 

CO2e-Fußabdruck: Neu versus Refurbished  

Beim Kauf eines neuen Smartphones ist der größte Teil des CO2e-Fußabdrucks bereits vor dem Einschalten entstanden – die Herstellung, Verpackung und der Versand des Handys verursachen etwa 60 kg CO2e, was etwa 350 km Fahrt in einem durchschnittlichen Benzinauto entspricht. Eine Option zur Reduzierung des CO2e-Fußabdrucks eines Handys ist der Kauf eines refurbished Geräts. Hierbei wird ein Neukauf vermieden, jedoch ist dieser Prozess nicht vollkommen emissionsfrei. Er umfasst Inspektionen, Reparaturen, Verpackung und Transport und kann, abhängig von verschiedenen Faktoren, etwa 15 kg CO2e ausmachen. 

Kaufkraft nutzen: Können refurbished Geräte den CO2e-Fußabdruck unserer Smartphones verringern?

 

 

 

Die Zuweisung von CO2-Belastungen auf mehreren Nutzer:innen desselben Produkts ist ein methodisches Unterfangen, auf das wir an dieser Stelle nicht näher eingehen werden. Es sei jedoch angemerkt, dass es kein eindeutiger Aspekt für oder gegen eine Kaufentscheidung ist. Eines ist jedoch klar: Je länger Verbraucher:innen ein Smartphone nutzten, desto geringer ist dessen CO2-Belastung. Dies ist sowohl bei neu gekauften als auch bei refurbished Smartphones der Fall. Die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Smartphones wird auf 2 bis 3 Jahre geschätzt, was bedeutet, dass ein neu erworbenes Gerät mindestens 3 bis 4 Jahre lang genutzt werden sollte, vorzugsweise so lange, wie es wichtige Updates erhält und mit Apps mithalten kann.

Die jährlichen Emissionen beim Kauf eines neuen Smartphones reduzieren sich von 60 kg CO2e bei einem Jahr Nutzung auf 30 kg CO2e bei zwei Jahren und auf 20 kg CO2e bei drei Jahren. Dasselbe gilt für den Kauf von refurbished Geräten. Dies ist eine effektive Möglichkeit, die Lebensdauer eines Smartphones zu verlängern. Der vorzeitige Austausch eines Smartphones erhöht hingegen die CO2e-Bilanz. 

Tatsächlich ist es unmöglich, alle Auswirkungen des Kaufs eines refurbished Smartphones zu kennen, da die Eimissionseinsparungen davon abhängen, dass ein Neukauf vermieden wird. Vielleicht wäre die Alternative ohnehin produziert worden, oder der Kauf eines refurbished Geräts hat möglicherweise einer anderen Person ermöglicht, das eigene Gerät frühzeitig einzutauschen und auf das neueste Modell umzusteigen Wir haben versucht, diesen Zusammenhang besser zu verstehen, indem wir die Marktdynamik reflektiert haben.2

Sekundärmärkte: Ein Schlüssel zur Senkung von Gesamtemissionen?

 

 

 

In allen außer einem der oben genannten Sekundärmarktszenarien reduziert die Existenz eines solchen Markts die Gesamtemissionen des Produktsegment (dies setzt voraus, dass die Nachfrage nach Sekundärprodukten die Nachfrage nach Neuprodukten verdrängt). Nur wenn der Sekundärmarkt angebotsbeschränkt ist, besteht die Möglichkeit, dass die Emissionen im gesamten Produktmarkt steigen. Aus dieser Sicht können aufstrebende Sekundärmärkte für Smartphones eine positive Wirkung haben, und selbst starke Sekundärmärkte, die die Gesamtnachfrage des Marktes erhöhen, können auch die Gesamtemissionen des Marktes reduzieren. 

Wir können zwar nicht mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass generalüberholte Produkte immer die beste Wahl sind, aber die IKT-Industrie sollte die Existenz von solchen Märkten generell fördern, insbesondere im Fall von Smartphones, die ungenutzt in Schubladen oder als Elektroschrott landen, lange bevor sie ihr Potenzial erreicht haben. Mit dem Wachstum der Sekundärmärkte werden diese dazu beitragen, Reparatur- und Wiederaufbearbeitungssysteme aufzubauen, um ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu unterstützen und gleichzeitig die Entscheidung für den Kauf von aufgearbeiteten Produkten als echte Verbraucheroption mit soliden Nachhaltigkeitsreferenzen zu normalisieren. 

Verbraucher:innen von der Wahl von refurbished Geräten zu überzeugen, ist am effektivsten mit klarer und transparenter Kommunikation der CO2-Auswirkungen von Konsumentscheidungen. Gleichzeitig sollten Informationen über den Zustand und die Qualität des Geräts sowie andere Aspekte des Kaufs bereitgestellt werden, die den Verbraucher:innen wichtig sind (z.B. Garantie, Verkäuferbewertungen und -rezensionen). Verbraucherorientierte Labels wie das Carbon Trust Label verleihen den Umweltansprüchen von refurbished Produkten Glaubwürdigkeit und helfen letztendlich den Käufer:innen, eine bewusste Wahl für die Umwelt zu treffen. 

Die Erweiterung des Ökosystems für die Wiederverwendung von Geräten und die Verlängerung ihrer Lebensdauer sind von entscheidender Bedeutung, um die Emissionen und Umweltauswirkungen der Branche zu bewältigen. Wir werden diese Thematik in unserem nächsten Artikel in der Reihe über Kreislaufwirtschaften der IKT weiter untersuchen.

 


1 Die exakten Zahlen variieren, aber der CO2e-Fußabdruck kann nach einer dreijährigen Nutzungsdauer wie folgt aufgeteilt werden: Produktion (~80%), Nutzung (~15%), Transport (<5%), Ende der Lebensdauer (<1%).

2 Auf einem wachsenden Sekundärmarkt verdrängt die Sekundärnachfrage nur wenig Primärnachfrage, und Verwertungsquoten bleiben niedrig. In einem Gleichgewichtsmarkt sind Verwertungsquoten hoch, und Angebot sowie Nachfrage zwischen neuen und gebrauchten Produkten ausgeglichen. Ein starker Sekundärmarkt zeichnet sich dadurch aus, dass die Sekundärnachfrage nicht nur die bestehende Primärnachfrage verdrängt, sondern auch neue Kunden anzieht. Ein eingeschränkter Sekundärmarkt ist mit der wachsenden Nachfrage nach Sekundärprodukten paradoxerweise auf neue Produkte angewiesen, um den Sekundärmarkt zu versorgen.