Die CO₂-Aussagen der Kosmetikindustrie unter der Lupe

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Die Nachfrage nach Bio- und Naturkosmetikprodukten ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Verbraucher:innen bevorzugen zunehmend Produkte ohne synthetische Zusatzstoffe und schädliche Chemikalien. Mehrere Bewegungen, etwa ethische Praktiken, Zero Waste und Fair-Trade-Inhaltsstoffe haben die Branche nachhaltig verändert. Schon lange achten Konsument:innen darauf, welche Auswirkungen die von ihnen gekauften Produkte auf ihre Haut, Arbeitnehmer:innen, Tiere und den Planeten haben.

Eine Umfrage des British Beauty Council zeigt, dass 41% der Verbraucher:innen ein schlechtes Gewissen wegen der negativen Umweltauswirkungen ihrer Pflegeprodukte haben und bereit sind, ihr Verhalten anzupassen. Gleichzeitig reagieren Kosmetikmarken auf den wachsenden Druck in puncto Klimaschutz, etwa durch Maßnahmen gegen Abfall, Waldrodung und Mikroplastik. Dennoch fließen bisher nur geringe Investitionen in die Verbesserung der Klimabilanz dieser Produkte, wie eine aktuelle Analyse von Provenance verdeutlicht. Die auf die Verifizierung von Nachhaltigkeitsangaben spezialisierte Organisation stellte fest, dass von fast 158.000 Nachhaltigkeitsangaben der sieben führenden Kosmetikeinzelhändler im Vereinigten Königreich weniger als 2% klimabezogene Aussagen waren.

 

Verifizierung durch Dritte: Eine notwendige Grundlage 

Die Kosmetikbranche leidet unter vagen Versprechen und fehlenden Belegen, besonders bei klimabezogenen Aussagen. Laut der Risikoanalyse von Provenance birgt mehr als jede achte klimabezogene Behauptung (12,9%) ein hohes Risiko, Verbraucher:innen in die Irre zu führen und gegen gesetzliche Vorschriften zu verstoßen. Zum Vergleich: Behauptungen zu Abfall weisen ein Risiko von 6,3% und zu Naturschutz von 10,7% auf.

Dieser Mangel an Transparenz führt zu Verwirrung und Misstrauen und macht deutlich, dass eine Verifizierung durch Dritte dringend erforderlich ist. Ein praktikabler Ansatz wäre ein auf der Verpackung angebrachtes Label für CO2e-Emissionen, das Transparenz schafft.

Frauen, die nach wie vor die Hauptkonsument:innen von Schönheitsprodukten sind, zeigen ein besonderes Interesse an CO2e-Labels. In unserer Umfrage aus dem Jahr 2023 ergab, dass 71% der Befragten es begrüßen würden, wenn Unternehmen ihre Produkte mit sichtbaren Labels versehen, die das Engagement zur Messung und Reduzierung der Klimabilanz belegen.1 Die Klimabilanz und die zugehörigen Labels sollten dabei nicht beschönigt werden.

CO2e-Labels bieten Unternehmen, die aktiv die Klimabilanz ihrer Produkte senken wollen, einen transparenten Weg in die Zukunft. Und dies vor allem angesichts neuer Vorschriften, die irreführende Behauptungen eindämmen sollen. Ein solches Label, das bestätigt, ob und inwieweit die Klimabilanz eines Produkts verbessert wurde, bringt folgende Vorteile:

  • Ein greifbarerer Impact: Die „Reduzierende“ Label Aussage von Carbon Trust verlangt von Unternehmen, die jährliche Emissionsreduzierung des Produktes nachzuweisen. Dies fördert eine aktive Verbesserung der Klimabilanz statt bloßem Ausgleich durch CO2-Zertifikate.
  • Gezielte Lenkung von Verbraucher:innen: So verzeichnete Beauty Heroes eine um 20% höhere Konversionsrate bei Produkten, deren Nachhaltigkeitsansprüche durch eine Verifizierung bestätigt wurden.
  • Förderung kontinuierlicher Investitionen: Unternehmen müssen jährlich ihre Emissionen senken, um die Verifizierung ihres Fußabdrucks zu behalten. Ein Anreiz, langfristig in Nachhaltigkeit zu investieren.
  • Steigerung der Vertrauenswürdigkeit der Marke: Eine transparente Kommunikation erhöht die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen von Verbraucher:innen und anderen Stakeholdern in die Marke.

Verbraucher:innen wünschen sich, ihren Lieblingsmarken vertrauen zu können und gleichzeitig die Möglichkeit, klimabewusst einzukaufen. Sie möchten im Geschäft oder online schnell auf die Nachhaltigkeitsnachweise und die Klimabilanz eines Produkts zugreifen können und erwarten, dass sie diese Informationen direkt von den Marken in leicht verständlicher Sprache erhalten.

Wer die Klimabilanz von Produkten außer Acht lässt, vernachlässigt ein zentrales Element nachhaltiger Entwicklung. Bisher wurde zu wenig über die Emissionsauswirkungen von Kosmetikprodukten kommuniziert. Es ist an der Zeit, dass die Branche das Gelernte aus der Kommunikation über Biodiversität und Tierschutz auf die Emissionsreduktion überträgt. Nur so kann sie Verbraucher:innen dabei unterstützen, wirklich klimabewusste Entscheidungen zu treffen. 

 


 YouGov-Studie vom Mai 2023, basierend auf 11 globalen Märkten – China, Kolumbien, Frankreich, Deutschland, Italien, Mexiko, Niederlande, Südafrika, Schweden, Großbritannien und USA.