CBAM und Düngemittel: Was Importeure und Exporteure in der EU beachten müssen

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Der Agrarsektor der EU ist stark auf Düngemittel angewiesen, um Erträge zu steigern und Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Allein 2022 importierte die EU-27 rund 7,5 Millionen Tonnen Düngemittel, hauptsächlich aus Ägypten, Algerien und den USA.1

Dies ist jedoch mit erheblichen Emissionen verbunden. Insbesondere die Ammoniakproduktion, ein zentraler Bestandteil vieler stickstoffhaltiger Düngemittel, verursacht rund 1,8% der globalen CO₂e-Emissionen.2 Da die EU 30%, 68% und 85% ihres anorganischen Stickstoff-, Phosphat- und Kaliumdüngers importiert, ist es essenziell, die Emissionen aus diesen Importen zu reduzieren, um den Übergang zu einer emissionsarmen Zukunft zu beschleunigen.3 Düngemittel zählen deshalb zu den ersten Rohstoffen, die unter CBAM fallen (siehe unser Briefing zu EU CBAM).

 

Welche Branchen sind betroffen?

Jedes Unternehmen, das Düngemittel in die EU importiert oder exportiert, wird von CBAM betroffen sein, darunter:

  • Landwirtschaft und Lebensmittel: Zum Beispiel ein Betrieb in Frankreich, der Düngemittel aus Algerien importiert, um seine landwirtschaftliche Produktivität aufrechtzuerhalten.
  • Chemie: Zum Beispiel ein deutsches Unternehmen, das Ammoniak aus den USA bezieht, um Harnstoff, Salpetersäure oder synthetische Fasern herzustellen.
  • Bekleidung und Schuhwerk: Zum Beispiel ein Hersteller in Griechenland, der Baumwolle von einem Lieferanten bezieht, der den zum Baumwollanbau verwendeten Dünger importiert.

Die Auswirkungen von CBAM gehen über einzelne Unternehmen hinaus und soll letztlich positive Nachhaltigkeitsergebnisse weltweit fördern. Indem ein CO₂-Zoll auf importierte Düngemittel erhoben wird, könnten Unternehmen außerhalb der EU profitieren, die bereits in Emissionsreduktion investiert haben. Gleichzeitig soll die Verordnung weitere Innovationen in der Branche anregen, etwa bei der Erforschung und Entwicklung emissionsärmerer Alternativen.

Obwohl bereits viele emissionsarme Düngemittel existieren, ist deren Produktionsumfang häufig begrenzt und sie machen meist nur einen kleinen Teil des Gesamtportfolios eines Unternehmens aus. Seit Oktober 2024 mussten EU-Importeure lediglich die in den Düngemitteln eingebetteten Emissionen erfassen.

Ab Januar 2026, wenn CBAM in die endgültige Phase eintritt, sind sie jedoch verpflichtet, CBAM-Zertifikate zu erwerben. Das dürfte die Nachfrage nach solchen emissionsärmeren Produkten erhöhen und Unternehmen motivieren, diese bereits bestehenden Lösungen zu focieren. Eine größere Produktionsmenge kann die Kosten der neuen Technologien senken, sie zugänglicher machen und Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduzieren.
 

Wie CBAM EU-basierte Importeure beeinflusst

Die CO₂-Bepreisung ist ein wichtiger Schritt, um den Preis für importierte Emissionen an die inländische Produktion, die bereits unter das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) fällt, anzugleichen. Es handelt sich im Kern um einen CO₂-Zoll. Indem sichergestellt wird, dass für die bei der Produktion bestimmter Güter außerhalb der EU ein Preis für die entstandenen Emissionen entrichtet wird, sollen Emissionsreduktionen weltweit angeregt und gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden.

Ab Januar 2026 müssen EU-Unternehmen CBAM-Zertifikate für die in importierten Düngemitteln enthaltenen Emissionen erwerben. Die Kosten, die bis 2030 voraussichtlich auf 140€/tCO₂e steigen, spiegeln die ETS-Preise wider, denen Unternehmen innerhalb der EU bereits unterliegen. Damit wirkt sich CBAM zunächst vor allem finanziell auf EU-Importeure aus.

Mittel- und langfristig stärkt CBAM jedoch den Business Case für zahlreiche Maßnahmen, die darauf abzielen, Innovationen zu fördern und robustere, weniger emissionsintensive Lieferketten aufzubauen. Solche Investitionen erfordern in vielen Fällen zunächst hohe Vorlaufkosten. In Bereichen wie der Landwirtschaft, die in den letzten Jahren mit steigenden Energiepreisen und Marktunsicherheiten konfrontiert waren, könnten diese zusätzlichen Kosten ein sorgfältiges Finanzmanagement erfordern. EU-Landwirte gaben beispielsweise 6% ihrer Inputkosten für Düngemittel aus; Kosten, die mit der vollständigen Umsetzung von CBAM steigen könnten.4 Trotz kurzfristiger finanzieller Auswirkungen wird dieser Sektor auch langfristig von den Umweltvorteilen geringerer Emissionen profitieren.

Die Kosten von CBAM-Zertifikaten

Beispiel: Ein deutsches Chemieunternehmen bezieht Ammoniak und Methanol aus einem Nicht-EU-Land ohne CO₂-Bepreisung. Ab 2026 muss es für die entsprechenden eingebetteten Emissionen CBAM-Zertifikate erwerben. Dies führt zu direkten finanziellen Kosten für importierte Düngemittel, die dem Importeur entstehen.

Für Unternehmen ist es deshalb zentral, die Emissionen ihrer Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu auszuwerten. Nur so lässt sich klären, wie sie verlässliche Daten von Lieferanten erhalten, Anreize für Investitionen in sauberere Produktionstechnologien setzen oder sich gegebenenfalls für Lieferanten mit geringerer CO₂e-Bilanz entscheiden können.

Beispielsweise könnten Importeure auch prüfen, ob sie emissionsarme und kostengünstige Alternativen zu chemischen Düngemitteln beschaffen, etwa aus Lebensmittelabfällen, Hühnerstreu, Feuerlöscherabfällen oder Algen.

Erhöhte nachgelagerte Kosten

Beispiel: Landwirt:innen aus den Niederlanden beziehen Düngemittel von lokalen Lieferanten, die ihre Produkte außerhalb der EU einkaufen. Um die Kosten für CBAM-Zertifikate und die Datenerfassung zu decken, erhöhen die Lieferanten ihre Preise. Diese Mehrkosten werden an die Landwirt:innen und potenziell an die Endverbraucher:innen weitergegeben. Der Impact von CBAM kann sich somit entlang der gesamten Lieferkette bemerkbar machen.

Lieferkettenunterbrechungen

Beispiel: Unter CBAM sind Importeure schon jetzt verpflichtet, vierteljährlich die Menge der importierten Düngemittel sowie die eingebetteten Emissionen zu erfassen. CO₂e-Daten und Transparenz werden daher immer wichtiger. Falls EU-Importeure Probleme haben, diese Daten von Nicht-EU-Lieferanten zu erhalten, können diese sich für Lieferanten entscheiden, welche entsprechende Informationen liefern können. Ähnliches gilt für Düngemittel mit einer niedrigeren CO₂e-Bilanz, um die direkten Kosten für CBAM-Zertifikate zu senken. Doch solange sich die neue Lieferbeziehung noch im Aufbau befindet, können Lieferkettenunterbrechungen etwa die Qualität oder Lieferzeiten beeinträchtigen, was eine enge Zusammenarbeit mit aktuellen und künftigen Lieferanten unerlässlich macht.

Initiativen zur Emissionsreduktion von Lieferanten

Manche Importeure haben keinen Zugang zu alternativen Lieferanten oder beschließen bewusst, ihre bestehenden Partner bei Emissionsreduktionen (finanziell) zu unterstützen. Dieser Ansatz wird auch als „Insetting“ bezeichnet. Kurzfristig führen solche Investitionen in neue Technologien oder Prozesse zu höheren Kosten. Langfristig jedoch steigern sie die Nachhaltigkeit und Resilienz der Lieferkette, senken den Bedarf an CBAM-Zertifikaten, verbessern die Wettbewerbsfähigkeit von Lieferanten und festigen die Geschäftsbeziehungen. Darüber hinaus können Importeure einen Reputationsvorteil erzielen, da sie sich als Vorreiter auf dem Weg zu Net Zero positionieren.

Beispiel:

Ein belgischer Hersteller, der Düngemittel von Lieferanten außerhalb der EU bezieht, könnte in energieeffiziente Ammoniak-Anlagen oder die Erzeugung erneuerbarer Energien vor Ort investieren. Dies würde die Klimabilanz der importierten Düngemittel verbessern und die Kosten für CBAM-Zertifikate reduzieren. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Obwohl CBAM für EU-Unternehmen mehr Aufwand bei Datenerfassung, Berichterstattung und Einbindung von Lieferanten bedeutet, entstehen dadurch auch neue Möglichkeiten. Die Einhaltung von CBAM kann Ihnen helfen:

  1. Einen Business Case für die Umstellung auf emissionsärmere Düngemittel zu entwickeln und Kosteneinsparungen zu erzielen.
  2. Ihren allgemeinen Klimaschutzplan zu stärken. Durch die CO₂e-Bepreisung wird das Risiko von Untätigkeit sichtbar, was zu mehr Emissionsreduktionen in der Lieferkette motiviert. Besonders in der Landwirtschaft, wo Landwirt:innen für klimabedingte Risiken anfälliger sind.
  3. Die Beziehungen zu Ihren Lieferanten zu verbessern. Die notwendige engere Zusammenarbeit kann zu einer optimierten Lieferkette führen und langfristige, stabile Partnerschaften fördern.
  4. Emissionsarme Alternativen in der Branche zu etablieren, etwa bessere Düngemittel oder präzisere Anwendungsmethoden. Eine Reduktion oder präzisere Dosierung von Düngemitteln senkt Ihr finanzielles Risiko im Zusammenhang mit CBAM.
     
Was müssen Importeure erfassen?

Die Verantwortung für die Erfassung der Emissionen aus Düngemittelimporten liegt bei dem in der EU ansässigen Importeur. Bei der Einreichung von Berichten muss der Importeur oder ein benannter Zollbeamter:

  • Die importierte Menge erfassen,
  • Die eingebetteten Emissionen (in CO₂e und ggf. Distickstoffmonoxid) angeben,
  • Ab 2026, prüfen, ob die Waren im Produktions- oder Erwerbsland bereits einem CO₂e-Preis unterliegen. Wenn dies der Fall ist, ist dieser zu melden, um Doppelbelastungen zu vermeiden, und die entsprechende Anzahl an CBAM-Zertifikaten zu erwerben.

CBAM bevorzugt reale Emissionsdaten (tatsächliche Werte). Importeure sollten daher, wo vorhanden, Daten direkt von ihren Lieferanten beziehen. Wo dies nicht möglich ist, können Standardwerte (geschätzte Werte) genutzt werden, sofern diese weniger als 20% der Emissionen eines komplexen Guts ausmachen. Die von der Kommission regelmäßig aktualisierten Standardwerte sind dabei essenziell.

Importeure müssen sowohl einfache als auch komplexe Waren erfassen. Bei einfachen Waren werden die direkten Emissionen aus der Produktion sowie die indirekten Emissionen aus der Energieversorgung angegeben. Bei komplexen Waren müssen zudem die Emissionen relevanter Vorprodukte berücksichtigt werden.
 

Beispiel: Einfaches Gut (Düngemittel)

 

 

 

 

Ab dem 1. Januar 2026 tritt CBAM in vollem Umfang in Kraft, und der Kauf von CBAM-Zertifikaten beginnt.
 

Auswirkungen auf Exporteure von Düngemitteln in die EU

Auch wenn Importeure die direkten CBAM-Kosten tragen, müssen sich Exporteure auf indirekte Folgen einstellen. Durch den Aufbau von internem Fachwissen und eines CBAM-konformen Berichtssystems können sie der steigenden Nachfrage nach CO₂e-Daten begegnen und ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Zudem verhindert eine Reduktion der Emissionen in den Produktionsprozessen, dass ihre Produkte teurer werden als EU-Waren, und positioniert sie zugleich als nachhaltige Vorreiter. Exporteure in die EU sollten daher:

Ihre Datenerfassung professionalisieren

Exporteure brauchen robuste, zeitnahe und präzise Systeme, um die geforderten CO₂e-Daten zu liefern. Das kann zusätzlichen Personal- und Zeitaufwand bedeuten, lässt sich aber in Zusammenarbeit mit Importeuren realisieren.

Beispiel: Ein Chemieunternehmen aus einem Nicht-EU-Land, das Salpetersäure in die EU exportiert, muss sicherstellen, dass es seinen Kunden genaue Informationen zu den in seinen Produkten enthaltenen Emissionen liefern kann.

Wer bereit ist, seine Emissionen zu erfassen – idealerweise mit verifizierten Werten –, stärkt die Kundenbeziehungen. Außerdem liefert die Ermittlung der Klimabilanz der Produkte einen Überblick über die wichtigsten Emissionsquellen, was eine gezielte Emissionsreduktion für eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit ermöglicht.

Innovation und Investitionen in Nachhaltigkeit und alternative Düngemittel

EU-Kunden werden vermehrt organische oder emissionsarme Düngemittel bevorzugen, die etwa mit erneuerbarer Energie hergestellt werden. Exporteure werden daher vermutlich in neue Technologien, Verfahren oder On-site-Renewables investieren müssen, um diese Nachfrage zu bedienen. Wer keine Innovationen umsetzt oder nachhaltige Praktiken meidet, könnte Geschäftsmöglichkeiten verlieren und verpassen.

Beispiel: Ein EU-Unternehmen kann in Verträgen oder Ausschreibungen strengere Anforderungen an Datenerfassung und Nachhaltigkeit stellen, um Lieferanten zu emissionsarmen Lösungen zu motivieren. Da CO₂e-intensive Düngemittel kostspieliger werden, können sich Exporteure mit CO₂e-armen Alternativen, wie grünem Ammoniak, von nicht-EU-Konkurrenten abheben. Auf diese Weise können Exporteure ihre Position auf dem EU-Binnenmarkt, einer der größten Binnenmarktwirtschaften der Welt, festigen. Eine offene Kommunikation und Zusammenarbeit mit wichtigen Abnehmern in der Wertschöpfungskette kann helfen, die Kosten für solche Innovationen zu teilen.

 

Ihre Marktposition stärken

Wer CBAM-Anforderungen erfüllt, verbessert seine Marktposition und spricht gezielt umweltbewusste EU-Kunden an. Lieferanten mit emissionsarmen Produkten werden vermutlich einen erheblichen Wettbewerbsvorteil haben, da EU-Kunden ihre eigenen Kosten senken wollen. Wenn Exporteure keine nachhaltigen Praktiken einführen oder ihre Emissionen nicht transparent machen, laufen sie Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

Beispiel: Ein Salpetersäurehersteller aus einem Nicht-EU-Land verliert eine Ausschreibung bei einem deutschen Kunden, der stattdessen ein Unternehmen mit niedrigeren Emissionen wählt und dadurch weniger CBAM-Zertifikate kaufen muss.

Die Reduzierung der Emissionen aus der Düngemittelproduktion wird entscheidend sein, um bei der Umsetzung von CBAM wettbewerbsfähig zu bleiben. Als Exporteur sollten Sie versuchen, Ihre Scope 1 und 2 Emissionen zu reduzieren, aber auch die anspruchsvolleren Bereiche innerhalb Ihrer Wertschöpfungskette, und die Emissionen aus der Verarbeitung und Produktion von Vorläufermaterialien zu reduzieren. Die Einhaltung von CBAM erfordert die Einbindung und Optimierung der Lieferkette, was zu besseren Kundenbeziehungen, längerfristigen Verträgen, gemeinsamer Finanzierung von Initiativen zur Emissionsreduktion und Stabilität der Lieferkette führen kann.

 

Unser Angebot

In einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter 35 EU ansässigen Unternehmen während eines Webinars von Carbon Trust gaben 93% an, dass die Zusammenarbeit mit Nicht-EU-Lieferanten zur Beschaffung der erforderlichen Lieferantendaten ein wesentliches Hindernis bei der Umsetzung von CBAM darstelle.5

Während CBAM zusätzliche Kosten und Risiken für die Wertschöpfungsketten mit sich bringt, können ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen Unternehmen und Regierungen dabei helfen, neue Kunden zu gewinnen, die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu stärken, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und eine umfassendere nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen. Von den geschäftlichen Auswirkungen von CBAM bis hin zu den Prozessen, die nötig sind, um Ihre CBAM-Verpflichtungen von Anfang bis Ende zu erfüllen, können wir Sie unterstützen. Wir schulen Ihr Team, erfassen Ihre Emissionen und arbeiten gemeinsam mit Ihren Lieferanten an dessen Emissionsreduktionen.

Erfahren Sie außerdem, wie wir Ihnen helfen, Ihren Scope 3 Fußabdruck zu verstehen, und wie wir Kunden wie Velux und Glanbia bei der Einbindung ihrer Lieferanten und Partner unterstützt haben, um den Weg zu Net Zero zu beschleunigen.

 

Um CBAM als Sprungbrett zu nutzen, unterstützen wir Sie unter anderem bei:

 

 

Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel basieren auf dem derzeitigen Verständnis einer sich rasch verändernden Rechtslage. Wir werden den Inhalt aktualisieren, sobald neue Entwicklungen bekannt werden.